Die Angst des Coachees zu führen: Ein Balanceakt zwischen Empathie und Herausforderung
Als Coach begegne ich in meinem Alltag immer wieder Menschen, die mit einer gewissen Angst vor dem Führen zu kämpfen haben. Diese Angst kann sich auf unterschiedliche Weise äußern: Manche Coachees fürchten sich vor der Verantwortung, andere vor Konflikten, wieder andere vor dem Scheitern. oder den Konsequenzen die aus Führung heraus erwachsen könnten.
Die Angst zu führen ist ein weit verbreitetes Phänomen, das Menschen in allen Hierarchieebenen und Branchen betrifft. Sie kann dazu führen, dass Potenziale nicht ausgeschöpft werden, Karrieren stagnieren und Unternehmen wertvolle Führungskräfte verlieren.
Woher kommt die Angst zu führen?
Die Angst zu führen ist ein komplexes Phänomen, das aus verschiedenen Quellen gespeist werden kann. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:
1. Persönliche Faktoren:
- Negative Erfahrungen: Eigene negative Erlebnisse mit Führungspersonen in der Vergangenheit (z.B. autoritäres Verhalten, Ungerechtigkeit) können die Angst vor dem Führen verstärken. Ebenso können eigene Misserfolge in Führungspositionen zu Selbstzweifeln und Angst führen.
- Perfektionismus: Perfektionistische Menschen haben oft Angst vor Fehlern und dem Versagen. Die hohe Verantwortung einer Führungsposition kann diese Angst noch verstärken.
- Geringes Selbstwertgefühl: Menschen mit geringem Selbstwertgefühl zweifeln oft an ihren Fähigkeiten und fühlen sich den Anforderungen einer Führungsrolle nicht gewachsen.
- Introvertiertheit: Introvertierte Menschen fühlen sich in Situationen, in denen sie im Mittelpunkt stehen und viele soziale Interaktionen erforderlich sind, oft unwohl. Führungspositionen sind jedoch oft mit solchen Situationen verbunden.
2. Soziale und kulturelle Faktoren:
- Gesellschaftliche Erwartungen: Es gibt viele gesellschaftliche Erwartungen an Führungskräfte. Sie sollen stark, durchsetzungsfähig und entscheidungsfreudig sein. Diese Erwartungen können Druck erzeugen und die Angst zu führen verstärken.
- Rollenbilder: Traditionelle Rollenbilder vermitteln oft die Vorstellung, dass Führung eine männliche Domäne ist. Frauen können daher mit zusätzlichen Herausforderungen und Vorurteilen konfrontiert sein, die die Angst zu führen verstärken.
- Konfliktscheue: In manchen Kulturen wird Konflikten eher aus dem Weg gegangen. Die Angst vor Konflikten mit Mitarbeitenden kann daher die Angst zu führen verstärken.
3. Organisationale Faktoren:
- Unklare Rollen und Verantwortlichkeiten: Wenn die Rollen und Verantwortlichkeiten von Führungskräften nicht klar definiert sind, kann dies zu Unsicherheit und Angst führen.
- Mangelnde Unterstützung: Wenn Führungskräfte von ihrem Unternehmen oder ihren Vorgesetzten nicht ausreichend unterstützt werden, kann dies die Angst zu führen verstärken.
- Überforderung: Zu viele Aufgaben, zu hohe Erwartungen und mangelnde Ressourcen können zu Überforderung und Angst führen.
4. Situative Faktoren:
- Neue Herausforderungen: Neue Aufgaben, Veränderungen im Unternehmen oder Krisensituationen können die Angst zu führen verstärken.
- Öffentliche Auftritte: Präsentationen, Vorträge oder die Leitung von Meetings können bei manchen Menschen Angst auslösen.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Angst zu führen nicht unbedingt ein Zeichen von Schwäche ist. Sie ist eine natürliche Reaktion auf die Herausforderungen und die Verantwortung, die mit einer Führungsposition verbunden sind. Wichtig ist, sich der Angst zu stellen und sie als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung zu nutzen.
Wie äußert sich die Angst zu führen?
Die Angst zu führen kann sich auf vielfältige Weise äußern, sowohl im Verhalten als auch in den Gedanken und Gefühlen der Betroffenen. Hier sind einige typische Anzeichen:
Verhaltensweisen:
- Vermeidung: Führungsaufgaben werden möglichst vermieden oder hinausgezögert. Entscheidungen werden aufgeschoben oder an andere delegiert.
- Überkontrolle: Aus Angst vor Fehlern wird versucht, alles zu kontrollieren und Mitarbeitenden werden wenig Freiheiten und Entscheidungsspielräume gegeben.
- Konfliktscheue: Konflikte werden aus dem Weg gegangen, auch wenn sie angesprochen werden müssen. Kritik wird nur zögerlich oder gar nicht geäußert.
- Unsicherheit im Auftreten: Die Person wirkt in Führungssituationen unsicher, zögerlich oder nervös. Sie hat Schwierigkeiten, klar und deutlich zu kommunizieren.
- Übermäßiges Bemühen um Harmonie: Um Konflikten vorzubeugen, wird versucht, es allen recht zu machen und eigene Bedürfnisse werden vernachlässigt.
- Rückzug: In stressigen Situationen zieht sich die Person zurück und vermeidet die Kommunikation mit Mitarbeitenden.
Gedanken und Gefühle:
- Selbstzweifel: Die Person zweifelt an ihren Fähigkeiten und fühlt sich den Anforderungen einer Führungsrolle nicht gewachsen.
- Angst vor Versagen: Die Person hat Angst, Fehler zu machen und die Erwartungen nicht zu erfüllen.
- Angst vor Kritik: Die Person fürchtet die Kritik von Mitarbeitenden, Vorgesetzten oder Kollegen:innen.
- Angst vor Verantwortung: Die Person fühlt sich überfordert von der Verantwortung, die mit einer Führungsposition verbunden ist.
- Stress und Überforderung: Die Person fühlt sich gestresst und überfordert von den Anforderungen ihrer Führungsrolle.
- Schlafstörungen und körperliche Beschwerden: Die Angst zu führen kann auch zu körperlichen Symptomen wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Magenproblemen führen.
Es ist wichtig zu erkennen, dass diese Anzeichen nicht immer eindeutig auf die Angst zu führen hindeuten. Sie können auch andere Ursachen haben. Wenn jedoch mehrere dieser Anzeichen zusammen auftreten und die Person im beruflichen Kontext beeinträchtigen, sollte die Angst zu führen als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden.
Wie kann Coaching helfen?
Als Coach unterstütze ich meine Coachees dabei, ihre Angst zu führen zu überwinden und ihre Führungskompetenzen zu entwickeln. Dabei gehe ich individuell auf die Bedürfnisse und Herausforderungen meiner Coachees ein.
Mögliche Ansatzpunkte im Coaching:
- Reflexion: Die Coachees reflektieren ihre Ängste und erkennen die dahinterliegenden Ursachen.
- Ressourcenstärkung: Sie entdecken und aktivieren ihre Stärken und Ressourcen.
- Rollenklärung: Sie entwickeln ein klares Verständnis ihrer Rolle als Führungskraft.
- Kommunikationstraining: Sie trainieren ihre Kommunikationsfähigkeiten und lernen, klar und wertschätzend zu kommunizieren.
- Konfliktmanagement: Sie erlernen Techniken zur konstruktiven Konfliktlösung.
- Entscheidungsfindung: Sie entwickeln Strategien zur effektiven Entscheidungsfindung.
- Delegation: Sie lernen, Aufgaben effektiv zu delegieren und Verantwortung abzugeben.
Mein Ziel als Coach:
Mein Ziel ist es, meine Coachees dabei zu unterstützen, selbstbewusste und authentische Führungskräfte zu werden, die ihre Angst überwunden haben und mit Freude und Erfolg führen.
Führen mit Mut und Vertrauen
Angst zu führen ist menschlich. Wichtig ist, sich der Angst zu stellen und sie als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung zu nutzen. Mit der richtigen Unterstützung können Coachees lernen, mit Mut und Vertrauen zu führen und ihr volles Potenzial als Führungskraft zu entfalten. Erfolg hat 2 x 3 Buchstaben MUT und TUN.